15.12.2008
Harter Granit oder wackelnder Fels?
Nach wie vor herrscht Zuversicht im Hinblick auf das Ferienresort in Andermatt. Die Finanzierung ist gemäss Samih Sawiris gesichert. Andernorts ist das Wettrüsten in den Alpen ins Stottern gekommen. Ein kleiner Jahresrückblick (oder ist es vielleicht ein Ausblick?) sei erlaubt.
Es liegt Schnee auf dem Boden des künftigen Rersorts. Die Bagger, die in den letzten Monaten zaghaft mit dem Rückbau begonnen haben, sind verstummt. Einzig im Tourismusbüro, wo auch Sawiris‘ Showroom eingerichtet werden soll, wird noch gewerkelt. Es ging und geht gemächlich voran. Die Statik des Daches sorgte für Verzögerung. Immerhin, rechtzeitig auf die Festtage hin, sollen die Touristiker in den neuen Büroräumen präsent sein. Auch im Sawiris-Trakt des Gebäudes soll gemäss Zeitungsberichten bald eine nette Dame den Besuchern das Resort näher bringen.
Rasanter Downhill
Rasanter als beim Bauen lief die Samih Sawiris‘ Orascom-Aktie in diesem Jahr. Schnellte sie nach dem Börstenstart im Frühjahr noch auf ein Höchst von 175 Franken, sauste sie im November aufs (bisherige) Allzeittief von 24.70 Franken. Am 15. Dezember hat sie sich auf 38.50 Franken erholt. Aber wir wissen ja alle: Die Börse hat mit der realen Wirtschaft wenig zu tun. Stimmt im Prinzip schon. Nur beschränken tiefe Börsenkurse halt letztlich die verfügbaren Geldmittel doch. Und die Investitionslust sinkt mit tauchenden Börsenwerten bestimmt auch. Für das Resortprojekt scheint das kein Problem zu sein. So zumindest vermitteln es uns Samih Sawiris und seine Adlaten. Es sei genügend Geld vorhanden, um das Projekt planmässig anzustossen. Wenn nicht, so sind da noch die potenziellen Immobilienkäufer. Besonders die Ausländischen. Die werden jetzt in der Finanzkrise verstärkt auf sichere Anlagen - also Immobilien setzten. Die bringen also sicher Geld in die Kasse. Hoffentlich.
Seifenblasen
Soweit also alles paletti im Urserntal, so die Spezialisten. Machen wir uns also keine Gedanken. Die Zukunft wird in jedem Fall zeigen, wo es langgeht. So wie andernorts. Deshalb schauen wir doch einfach einmal übers Ursertal hinaus. Da war 2008 bekanntlich von verschiedensten touristischen Grossprojekten in den Alpen die Rede. Las man all die Bericht, so hatte man das Gefühl, unsere Alpen würde zu einem Disneyland verkommen. Wo stehen all diese Projekte heute?
Beispiel 1: Schnellaufzug aufs Jungfraujoch
Zu den spektakulärsten Vorhaben gehörte wohl die Idee der Jungfraubahnen AG. Da die Zahnradbahn auf das Jungfraujoch einfach zu langsam ist (die Fahrt von Grindelwald auf den Gipfel und zurück dauert mehr als sechs Stunden), wollte man einen Schnellaufzug bauen. Mit diesem „Lift“ wären die Touristen binnen 20 Minuten auf dem Gipfel gestanden. Das Projekt wurde beerdigt. Grund: zu teuer. Stattdessen soll jetzt die bestehende Strecke ein bisschen ausgebaut werden. Zudem sollen schnellere Triebwagen die Reisezeit ein wenig verkürzen.
Beispiel 2: Gipfelhotel auf dem Klein-Matterhorn
Superlative auch in Zermatt. Vor einem Jahr machte die Idee Schlagzeilen, das Klein-Matterhorn zu erhöhen. Ein 117 Meter hoher Hotel-Turm aus Beton und Stahl sollte aus dem 3883 Meter hohen Berg einen echten Viertausender machen. Den Turmplan mag man in Zermatt noch nicht aufgeben. Er soll gebaut werden, mit einer Aussichtsplattform obendrauf. Nur: Die Hotelplänesind gemäss Künstler Heinz Julen „kein Thema mehr“.
Beispiel 3: Hotelturm Schatzalp
Auch in Davos gibt es Pläne für einen Turm. Auf der Schatzalp sollten die Stararchitekten Herzog & de Meuron einen 105 Meter hohen Hotelkomplex hinklotzen. Beinahe drei Jahre ist es her, seit die letzten Einsprüche gegen das Projekt zurückgewiesen wurden. Diesen Sommer hätten die Bauarbeiten beginnen sollen. Doch davon ist noch nichts zu sehen. Wie man aus den Medien entnehmen kann, haben sich noch nicht genügend Kredit- beziehungsweise Kapitalgeber gefunden.
Zum Glück ist Granit hart. Hoffen wir also, dass die Resortpläne im Urserntal nicht am Fels der Realität zerschellen. Wie eingangs erwähnt: Der Investor selbst ist optimistisch. In Finanzkreisen setzt man neuerdings ein paar Fragezeichen. Aber warum sollten man den Finanzspezialisten heute noch Glauben schenken. Schliesslich habe sie ja die ganze Wirtschaftskrise – ausgehend von der Finanzkrise – ins Rollen gebracht. Wohlan!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen