29.02.2008

Neuer Himmelstürmer

Unsere Alpenlandschaft wird wohl Kopf gestellt. Das jüngste himmelstürmende Hotelprojekt ist eben der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Star-Architekt Mario Botta möchte Celerina, dem Nachbarort von St. Moritz, einen 17 Stockwerke hohen «Bergkristall» verpassen. Laut Planungsskizzen soll das neue Wahrzeichen 300 Gästen Platz bieten, 200 Millionen Franken kosten und den Kirchturm des Dorfes um gut 30 Meter überragen. Bereicht in der NZZ... Ein Botta für Celerina (NZZ Online)

22.02.2008

Bevölkerungsexplosion

Gemäss Nachhaltig­keitsbericht über die Richtplananpassung Urserntal wird die Bevölkerung mit der vollständigen Realisierung des Tourismusresorts um 2800 Personen zunehmen Zudem wird mit einem Zuwachs von zirka 2000 Arbeitsplätzen gerechnet. Die CVP-Fraktion des Landrats sieht aufgrund dieser Zahlen Handlungsbedarf in den Bereichen Volkswirtschaft, medizinische Versorgung, Sicherheit und Bildung sowie Integration und Wohnformen. Mitglieder der Fraktion haben deshalb gestern insgesamt drei Interpellationen eingereicht. Diese enthalten total zwölf Fragen zu den Auswirkungen und zu den geplanten Massnahmen im Zusammenhang mit dem Bau des Resorts. Was, wenn die Arbeitskräfte kommen (Urner Wochenblatt vom 23.02.2008)

18.02.2008

Erstwohnungsanteil festgesetzt

Der minimale Erstwohnungsanteil soll auf 50 Prozent festgelegt werden. Dieser Wert betrifft alle Bauzonen südlich der Bahnlinie. Ausgenommen ist nur der Obere Wiler. In diesem Gebiet hat die Kommission einen Anteil von 30 Prozent Erstwohnungen festgelegt. Damit ist aber nur die Neubautätigkeit angesprochen. Bereits gebaute Zweitwohnungen fallen nicht unter die neue Reglementierung. Und wie steht es mit "Neu-Andermatt" nördlich der Bahnlinie? Am 18. März stimmt der Souverän über die «Vorschriften zur Regelung des Erstwohnungsanteils» ab.

Erlaubt sei: Spekulation um Spekulationen

Samih Sawiris lässt kaum eine Gelegenheit aus, um vor Spekulationen im Urserntal zu warnen. So zuletzt an der Informationsveranstaltung vom vergangenen November:«Ich bitte Sie alle, in Andermatt nicht nur das schnelle Geld zu suchen.» (siehe früher in diesem Blog) Aber: Wie stehts dem beim Meister selbst mit der Spekulation? Gräbt man tief genug, wird man fündig. So sagte Samih Sawiris in einem Interview mit der „hotel+tourismus revue" Nr. 40 vom 5. Oktober 2006: „Wer in El Gouna eine Villa oder eine Wohnung gekauft hat, konnte den Wert seiner Anlage verdrei- oder gar vervierfachen. Da Andermatt nicht St. Moritz ist, werden wir sicher nicht mit St. Moritzer Preisen beginnen. Dies gibt den Leuten auch die Möglichkeit, etwas mit ihrer Investition zu verdienen." Wie war und ist das nun mit dem „schnellen Geld"?

14.02.2008

Samih Sawiris am Forum für Excellence

Samih Sawiris nimmt am 28. Februar 2008 am «Forum für Excellence» im Kultur- und Kongresszentrum Luzern teil. Dort diskutiert er in einer Runde mit Susy Brüschweiler, Vorsitzende der Konzernleitung SV Group, und Gerold Bührer, Präsident economiesuisse, über Kommunikation und ihre Wirkung.

Weitere Infos...

13.02.2008

Kein Interesse an der Halbinsel am Urnersee

Die Landaufschüttung am Ende des Isenthalerbaches ist bei Windsurfern beliebt, besonders bei Föhnlage. Nun hat das Tourismusprojekt in Andermatt offensichtlich auch an der Isleten Begehrlichkeiten geweckt. Gerüchteweise war schon zu hören, Samih Sawiris persönlich interessiere sich für die Halbinsel am Urnersee. Sawiris-Berater Franz Egele verneint jedoch ein konkretes Interesse. Gemäss Egle werden laufend irgendwelche Projekte herangetragen. Und dabei sei eben auch mal diese Landaufschüttung zu Sprache gekommen.

12.02.2008

Schon wieder ein Sawiris im Anmarsch

Der Berner Marc Aeberhard, Direktor der „Luxury Hotel & Spa Management Ltd.“, möchte laut www.fairunterwegs.org ein ganzes Gommer Dorf kaufen und daraus eines „der fünf besten Luxushotels des Alpenbogens“ machen. So steht es in seinem visionären Konzept, das er Mitte November 2007 vor Interessierten im Goms vorstellte. Die Euphorie hält sich in Grenzen.

Zum Bericht...


Bild: Marc Aeberhard

11.02.2008

"Ab einer bestimmten Menge spielt Geld keine Rolle mehr"

Samih Sawiris kürzlich auf www.zisch.ch "Mir ist gelungen, die Logik dieses ganzen Vorhabens darzulegen", erklärt der 51-Jährige in der "Unternehmerzeitung", "aber ohne mein Deutsch wäre dieses Projekt nie entstanden. Wenn ich mir vorstelle: Ein Dolmetscher steht neben mir und erklärt den Leuten, was ich sage, unmöglich!" Er selber wisse, wie man auf Menschen zugehe, und er sei dabei auch immer sich selber geblieben. "Doch am allermeisten hat natürlich geholfen, dass die Leute hier das Projekt wirklich haben wollten!" Verglichen mit seinen beiden Brüdern ist Samih zwar der "Ärmste" (das Vermögen der Familie wird auf 20 Mrd. Dollar geschätzt, Samih hält davon lediglich 1,5 Mrd. Dollar), den Kopf lässt er deshalb aber noch lange nicht hängen: "Ab einer bestimmten Menge spielt Geld keine Rolle mehr. Es ist ja nicht so, dass ich jeden Morgen drei Anzüge anziehe und zehn mal am Tag esse oder mir sechs Flugzeuge kaufe, weil ich das Geld dafür hätte!"

Keine «Hintertür» trotz «Sündenfall»

Für das Tourismusprojekt in Andermatt erteilte der Bundesrat eine Ausnahmebewilligung und ritzte damit die Lex Koller. Das sei ein «Sündenfall», den man nicht einfach wiederholen könne, mahnte der grünliberale Zürcher Nationalrat Martin Bäumle, Mitglied der Raumplanungskommission im Tages Anzeiger. Es gebe aber trotz Andermatt keinen Freipass für neue Resorts. Ein Begehren der Bündner und Walliser Behörden, die Lex Koller für neue Resorts zu lockern, hat also wenig Chancen. Heisse Debatten dürften programmiert sein. Mehr zum Thema

01.02.2008

Tyyflischi Gschichtä

Wunderbar blumige Kolumne von Josef Arnold im Urner Wochenblatt Nr. 8. Von Sawirien blase ein frischer Wind und entfache überall unternehmerische Feuer. Man breche auf, so Arnold, zumindest die Erde. Mit gigantischer Geochirurgie werde die Haut der Natur aufgeschnitten und die Eingeweide zu gewaltigen Maulwurfshügeln aufgeschüttet.

Alles gehe schnell: Heute sondieren, morgen betonieren, übermorgen logieren. Was früher Generationen gedauert hätte, würde heute praktisch über Nacht entstehen. „Adieu altes Uri!“ ruft Josef Arnold. Unten rasen die Züge durch den Talboden und verschwinden im Berg. Oben im Hochtal knallt die internationale High Society die Golfbälle in den Urschner Wind.

Und wo bleiben die Urschner und Urschnerinnen? „Jetzt bleiben Sie wieder“, so Arnold. Es gebe schliesslich Arbeitsplätze. Was er vergisst ist die Frage, wo sie denn wohnen sollen, die Einheimischen mit Arbeit vor Ort.

Aber weiter gehts: Der „Golf“-Strom der Gutbetuchten werde sich über die Schöllenenbrücke, vorbei an Danioths rotem Teufel bewegen. Dieser erinnere an die Sage mit ihrer verschütteten Botschaft, wonach jeder Eingriff immer auch seinen Preis hat, schlimmstenfalls den Seelenverlust. Arnold: „Rechtlich, ökologisch, finanziell ist bald alles geregelt. Das ist wunderbar und bewundernswert.“ Wo aber bleibt Urner Seele? „Warum musste ein ‚ägyptischer König’ König mit Gold und dem Weihrauch seiner kommunikativen Umgänglichkeit kommen, um uns auf die noch bessere touristische Verwertbarkeit der „Prunkkammer Gottes“ aufmerksam zu machen? fragt Arnold.

Offensichtlich ja, denn zweifellos wurden die Chancen für eine sanfte touristische Entwicklung im Urserntal verschlafen. Militär sei dank.

Nun ja, Josef Arnold zitiert in seinem Beitrag Danioth: „Der Mensch ist hier der Auserwählte und Verworfene in einem… In seinem Blick aber steht das Weh des Gefangenseins…“. Und er empfiehlt uns – vielleicht nach dem wildeuphorischen Fasnachtstaumel – über unser Auserwählt- und Gefangensein nachzudenken. Vielleicht kein schlechter Gedanke.