01.02.2008

Tyyflischi Gschichtä

Wunderbar blumige Kolumne von Josef Arnold im Urner Wochenblatt Nr. 8. Von Sawirien blase ein frischer Wind und entfache überall unternehmerische Feuer. Man breche auf, so Arnold, zumindest die Erde. Mit gigantischer Geochirurgie werde die Haut der Natur aufgeschnitten und die Eingeweide zu gewaltigen Maulwurfshügeln aufgeschüttet.

Alles gehe schnell: Heute sondieren, morgen betonieren, übermorgen logieren. Was früher Generationen gedauert hätte, würde heute praktisch über Nacht entstehen. „Adieu altes Uri!“ ruft Josef Arnold. Unten rasen die Züge durch den Talboden und verschwinden im Berg. Oben im Hochtal knallt die internationale High Society die Golfbälle in den Urschner Wind.

Und wo bleiben die Urschner und Urschnerinnen? „Jetzt bleiben Sie wieder“, so Arnold. Es gebe schliesslich Arbeitsplätze. Was er vergisst ist die Frage, wo sie denn wohnen sollen, die Einheimischen mit Arbeit vor Ort.

Aber weiter gehts: Der „Golf“-Strom der Gutbetuchten werde sich über die Schöllenenbrücke, vorbei an Danioths rotem Teufel bewegen. Dieser erinnere an die Sage mit ihrer verschütteten Botschaft, wonach jeder Eingriff immer auch seinen Preis hat, schlimmstenfalls den Seelenverlust. Arnold: „Rechtlich, ökologisch, finanziell ist bald alles geregelt. Das ist wunderbar und bewundernswert.“ Wo aber bleibt Urner Seele? „Warum musste ein ‚ägyptischer König’ König mit Gold und dem Weihrauch seiner kommunikativen Umgänglichkeit kommen, um uns auf die noch bessere touristische Verwertbarkeit der „Prunkkammer Gottes“ aufmerksam zu machen? fragt Arnold.

Offensichtlich ja, denn zweifellos wurden die Chancen für eine sanfte touristische Entwicklung im Urserntal verschlafen. Militär sei dank.

Nun ja, Josef Arnold zitiert in seinem Beitrag Danioth: „Der Mensch ist hier der Auserwählte und Verworfene in einem… In seinem Blick aber steht das Weh des Gefangenseins…“. Und er empfiehlt uns – vielleicht nach dem wildeuphorischen Fasnachtstaumel – über unser Auserwählt- und Gefangensein nachzudenken. Vielleicht kein schlechter Gedanke.

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