14.11.2008

Von Spekulation und Eroberungstrips

Spekuliert darüber, ob das Sawiris-Projekt etwa nur eine Luftblase ist, wird nicht nur an der Börse. Auf der Plattform indy.ch, wo sich laut eigenen Angaben «Aktivistinnen und Aktivisten» wurde nach der Veröffentlichung der Q3-Zahlen der Orascom Development ein kritischer Beitrag publiziert. Hier der O-Ton: « Sawiris‘ Super Tourismus-Stadt auf Andermatter Boden ob der Schöllenen, in welcher sich dereinst überreiche Inder und Pakistani wohl fühlen sollen, käme, wenn es stimmte, auf einer grossen Militär-Brache des VBS in Andermatt zu stehen. Schon seit Wochen wird der ehemalige Soldaten-Übungsplatz mit grossen Baumaschinen dekontaminiert und plattgefahren – auf Kosten des VBS, welches das mehrere qkm grosse Gebiet für ein Trinkgeld an Sawiris verhökert hatte. Genaue Zahlen lassen sich nicht erfahren. Nein, es würden auch keine ägyptischen Hilfskräfte dereinst die Hotel- und Tourismus-Anlage bedienen. Diese Jobs würden den Kälte-gewohnten Urner Leuten vor- und zugehalten. Sawiris, der gewandt deutsch spricht, verspricht allen Bewohnern in der Region eine glänzende und gesicherte Zukunft. Immerhin lösten diese seine Hymnen bereits einen regen Immobilienhandel in Andermatt aus, bis hinunter nach Göschenen. Längst stillgelegte Hotels und Pensionen wurden spekulativ gepostet. Bis heute hat Sawiris jedoch, nach übereinstimmenden Quellen, noch keinen Cent in die angeblich so grosse zukünftige Zeit von Andermatt reingebuttert, und auch der projektierte Sawiris-Infostand zwei Meter neben andermatt-tourismus zeigt sich noch immer in unfertigem Rohbau. Selbst für die zahlreichen Grundbuch- und Notariatsdienste wären bislang Sawiris-gläubige Beamte zulasten des Kantons und des Bundes aufgekommen. Dagegen liess Tycoon Sawiris schon mal eine kleine Spende zugunsten der Tourismus-Forschungsstelle an der Zürcher ETH springen, nicht ohne dies werbewirksam zu verbreiten. Auch lockte er grosszügig mit einer Million, sollten sich die Bergbahnen rund um Andermatt mittels einer Fusion zu einem einzigen Bahn-Unternehmen zusammenschliessen. Sawiris befindet sich mit seinem Andermatt-Abenteuer zweifellos auf einem interessanten Eroberungs-Trip. Nicht die von ihm monierten 5*****-Hotels und die wunderbare Alpenpracht bzw. die gestopften Touristen-Kasten aus Indien und anderswo werden der Alpenregion zu den versprochenen grossen Gewinnen verhelfen. Den Reibach wird Sawiris persönlich viel mehr mit dem Aufkauf der alpenquerenden Eisenbahnen machen. Allein die Strecke und das Trassee von Andermatt via Oberalppass nach Disentis, und von Andermatt via Furka nach Zermatt (Matterhorn-Gotthard-Bahn, „The Matterhorn Railway“) wird nominell auf 3-4 Mia. SFr. eingeschätzt. Die beiden Strecken gehören wohl europaweit zur höchst gelegenen Eisenbahn. Höchste Eisenbahn ist aber auch, diese Schätze, in jahrzehntelanger Knochenarbeit durch unsere Vorfahren erbaut, vor dem Zugriff des grossen Spekulanten und Plünderers aus Aegypten zu schützen. Denn leider besteht derzeit grosse Gefahr, dass völlig desorientierte und unverantwortliche Politiker und Staatskarrieristen die Alpen an den vielfach Swiss-lobbyierten Herrn aus Aegypten verscherbeln. Mehrere ranghohe Urner Lokalgrössen, wie z.B. der Direktor der Urner Kantonalbank, haben sich schon längst an den Mogul verkauft. »

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