19.10.2006

Bauer Regli: «Nicht um jeden Preis»

Viele Bauern in Andermatt und Realp befürchten, dass die Landwirtschaft im Zuge des Sawiris-Projekts über die Klinge springen müssen. Auch die Bauernfamilie Regli fürchtet, dass das Resort für viele Bauernbetriebe das Ende bedeutet. Maja Regli hält ihr Auto am höchsten Punkt der Brücke an. Mit einer weiten Armbewegung zeigt sie, wo der geplante Golfplatz zu liegen käme. Er würde sich von einem Ende des fruchtbaren Talbodens zum andern erstrecken. Das Land für die geplante Ferienanlage, die als eine Art Rettungsanker für das von wirtschaftlichen Nöten geplagte Bergdorf wahrgenommen wird, gehörte bis anhin der Armee, die diesen Übungsplatz jedoch nicht mehr benötigt.Es scheint, dass in Andermatt eine Win-Win-Situation geschaffen wird. Alle sollen profitieren. Die Schweizer Regierung ist glücklich darüber, das nicht benötigte Land verkaufen zu können. Die Region sieht dringend benötigte Arbeitsplätze entstehen und für den ägyptischen Tourismus-Investor Samih Sawiris bedeutet Andermatt den Schritt nach Europa.Die Regierung des Kantons Uri, die Gemeindebehörden und eine Mehrheit der Bevölkerung haben sich Ende 2005 für Sawiris Pläne ausgesprochen.Im Juli dieses Jahres gab Sawiris bekannt, dass er zusätzlich Boden in Privatbesitz kaufen müsse, um einen 18-Loch-Weltklassegolfplatz zu bauen.Sawiri möchte sich mit den Landbesitzern bis Anfang Dezember einigen. Andernfalls, so drohte der Anleger, werde das Projekt begraben. Landwirtschaft auf die steilen Hänge verbannt Die Familie Regli sagt, sie stehe nicht unter Druck der lokalen Behörden oder der andern Dorfbewohner. Doch sehen sie, dass der Termin für die Entscheidung näher rückt.Sebastian Regli bleibt relativ unbeirrt, wenn er sagt, dass er sein Land nicht um jeden Preis verkaufen werde. "Ich denke da auch an all die Leute, die nun jahrelang ihre Arbeit verrichteten und nun plötzlich etwas tun sollten, das nicht mehr ihrer beruflichen Qualifikation entspricht."Regli argumentiert, dass die Landwirtschaft quasi auf die steilen Hänge verbannt werde, wenn der Golfplatz komme und das ebene Landwirtschaftsland benötige.Die Seele von Andermatt werde verloren gehen, befürchtet er. Es sei die Kulturlandschaft, welche das Bild von Andermatt präge und auf den Postkarten zu sehen sei. Und genau das mache die Alpen für den Tourismus attraktiv."Es kann so weit kommen, dass wir hier Ziegen und Kühe durch das Dorf treiben müssen, damit die Touristen noch auf ihre Rechnung kommen. So wie das Zermatt heute schon tut", sagt Regli.Für die Familie Regli geht es konkret um 2,5 Hektaren ebenes Land, auf dem ihre 30 Rinder und Kühe weiden. Gemeindebehörden von Sawiris überfahren? "Gerade Herr Sawiris hat immer gesagt, dass er mitten im Golfplatz weidende Kühe sehen will und dafür soll er uns das Weideland lassen", sagt Maja Regli mit Bestimmtheit. "Und wenn er diese Aussage nicht einhält, dann ist er jemand, der sein Wort nicht hält."Die Reglis sind der Meinung, dass die Gemeindebehörden vom Auftritt Sawiris überfahren worden sind und auf sämtliche Forderungen des Investors eingetreten sind, ohne auf die Folgen für Andermatt zu achten. Die 25 Jahre alte Tochter Caroline teilt die Bedenken der Eltern. Optimismus bleibt Sie bleibt aber optimistisch, dass der Ägypter sein abgegebenes Versprechen einhält, und Kühe neben der Anlage weiden lässt.Sie spielt mit dem Gedanken, eine Käserei zu eröffnen, um den Bauernhof für die Touristen attraktiv zu machen. "Wenn ich Käse herstellen will, dann brauche ich das Land. Ergo soll mitten im Golfplatz ein Bauernhof stehen mit Kühen, die grosse Glocken tragen. (Quelle Swissinfo)

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