Links: Orascom Hotels & Development Sawiris Familienstiftung
19.10.2006
Geld und Geist der Sawiris
Der ägyptische Milliardär Samih Sawiris, der aus Andermatt eine blühende Alpenoase machen will, ist nicht nur ein passionierter Businessman. Er ist weltgewandt, spricht perfekt Deutsch und betreibt mit Stipendien und Literaturpreisen auf unkonventionelle Weise Kulturpolitik.
Samih Sawiris, der ägyptische Milliardär, der Andermatt zu einem Hot Spot des alpinen Tourismus machen will, ist ein Businessman aus Leidenschaft.Seine erste Million verdiente er mit 24 Jahren, doch Geschäfte machte er schon als Schuljunge an der Deutschen Evangelischen Schule in Kairo: "Damals habe ich den Lehrern, die nach Deutschland zurückgingen, Kühlschränke und HiFi-Anlagen abgekauft und in Ägypten weiterverkauft", erzählt der heute 49-jährige Samih Sawiris in seinem Büro im Orascom-Hochhaus am Sfinx-Platz in Kairo: "So hab ich mir mein Taschengeld verdient."
Die ägyptische Variante von Rockefeller und Rothschild
"Die Freude am Geldverdienen wurde uns sozusagen mit der Muttermilch eingegeben", sagt Samih, der mittlere von drei Söhnen der legendären Sawiris-Familie. Sie gehört der christlich-koptischen Minderheit an und stammt aus dem oberägyptischen Landadel.In Ägypten werden sie mit den Rockefellers und Rothschilds verglichen. Das Orascom-Imperium ist das einzige Unternehmen des Landes, das mit den Global Players mitspielt. Seit einigen Jahren prägt der neu gebaute Firmensitz mit seinen vier Hochhaustürmen mit den golden blitzenden Kuppeln die Skyline am Nil.Zusammen mit seinen Brüdern Nagib (Telekommunikation) und Nasif (Baugeschäft) bestreitet Samih Sawiris (Hotel und Touristik) mit der Orascom-Gruppe 40% des Umsatzes an der ägyptischen Börse.Nagib, der älteste, ist mit Orascom-Telekom der grösste Mobiltelefonanbieter des Nahen Ostens, Afrikas und Pakistans und besitzt den ägyptischen Anbieter "Mobinil". Kürzlich hat er die italienische Mobilfunk-Firma "Wind" gekauft.
Mit der Freude des Spielers
Während Nasif in der Baubranche marktbeherrschend ist, expandiert nun auch Samih Sawiris nach Europa. Hinter den drei geschäftigen Brüdern steht der Patriarch und Firmengründer Onsi. Seine erste Baufirma war 1961 der Verstaatlichungspolitik des sozialistischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser zum Opfer gefallen. Zehn Jahre später begann Onsi Sawiris die Erfolgsgeschichte von Orascom.Ehrgeizig ist auch Samih Sawiris, in zweiter Ehe mit einer Ecuadorianerin verheiratet und Vater von fünf Kindern. Stolz und die Freude des Spielers ist aus seiner Stimme zu hören, wenn er erzählt, wie er damals seine erste Million machte."Ich hatte das Glück, eine Marktlücke zu entdecken. Niemand in Ägypten baute Glasfiberboote, doch die Nachfrage von Polizei, Armee und Hochseefischern war gross. Ich handelte, machte jährlich zwei bis drei Mio. ägyptische Pfund Umsatz und da ich keine Konkurrenz hatte, konnte ich locker 30% bis 40% daran verdienen."
Geld und Geist
Doch Samih Sawiris interessiert sich nicht nur für Geld. Mit der Familienstiftung unterstützen die Sawiris junge Ägypter und Ägypterinnen, die im Ausland studieren wollen – allerdings mit der Auflage, dass sie anschliessend nach Ägypten zurückkommen und ihre Kenntnisse im Land selbst produktiv machen.Im vergangenen Jahr vergab Samih Sawiris zum ersten Mal den Sawiris-Literaturpreis, das sind umgerechnet 60'000 Franken für den besten Roman oder die beste Kurzgeschichte des Jahres und 10'000 Franken für einen herausragenden Jungautor. Sawiris weiss, dass das in Ägypten sehr viel Geld ist. Warum tut er das?"Viele Autoren in Ägypten können es sich gar nicht leisten, Bücher zu schreiben, weil sie anderweitig Geld verdienen müssen. Ich möchte mit diesem Preis einen Anreiz zum Schreiben geben", sagt der Mäzen.Zudem möchte er mit der Literaturförderung den massenhaft gratis verteilten religiösen Schriften etwas entgegenhalten. Es beunruhigt ihn, dass religiöse Pamphlete zum dominierenden Lesestoff geworden sind: "Literatur dagegen fördert eine gewisse Offenheit."Sawiris selbst hat in seiner Jugend und während des Studiums in Deutschland vorwiegende deutschsprachige (Heinrich Böll, Friedrich Dürrenmatt) und angelsächsische Literatur gelesen. Wenn er heute liest – "nur in den Ferien, aber ich mache ziemlich oft Ferien" -, dann sind es eher historische und politische Schriften über den Nahen Osten.Er bedauert, dass die Erfahrung des Terrorismus das Image der Muslime und Araber insgesamt so nachhaltig beschädigt hat: "Was echt weh tut, ist die Erleichterung in den Gesichtern von Westlern zu lesen, wenn sie erfahren, dass ich Christ bin und nicht Muslim. (Quelle: Swissinfo)
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