Ramadan in Kairo. Fastenmonat der Muslime. Was aber macht ein christlicher Kopte wie Samih Sawiris in dieser Zeit des Stillstehens, Ruhens und der Enthaltsamkeit der islamischen Gemeinschaft?
Soviel vorweg: Die christlichen Ägypter machen den Ramadan wohl oder übel mit. Wie die Muslims schliessen sie ihre Läden bereits am frühen Nachmittag und gehen nach Hause. Aber: Während sich die Muslime erst nach Sonnenuntergang Speis und Trank hingeben, essen die Kopten bereits eine Stunde vor Sonnenuntergang. Kaum setzen die Muslime sich dann an den Tisch, springen die Kopten auf. Unternehmer rasen nun über die leeren Strassen in ihre Firmen, Familienväter kutschieren Frau und Kinder zu Verwandten.
Auch manche muslimische Ladenbesitzer nutzen die Ruhe und öffnen ihre Läden kurz nach dem Fastenbrechen wieder. Das hat sich bei den nach Westen Orientierten herumgesprochen. Sie nutzen die Menschenleere zum Grosseinkauf. In den Einkaufswagen liegen teure Importprodukte: französischer Käse, Schweizer Schoggi und deutscher Honig. Die Kasse klingelt.
Hochkonjunktur auch für die Bettler. Nicht während oder nach, sondern kurz vor dem Fastenbrechen wittern sie ihr Geschäft und stellen sich an die grossen Umfahrungsstrassen. Denn: Ramadan ist die Zeit der Almosen. Aus den Autos werfen ihnen die Fahrer Geld zu. Geht die Sonne hinter dem Horizont unter, begeben sich die Bettler zu ihren ärmlichen Hütten hinter den Hügeln. In den Taschen einige Scheine. Das morgige Mahl ist gesichert.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen