Hier der Auszug aus der Kolumne:
"Die Menschen sind elend, hilflos, unselbständig. Sie befinden sich in einem dunklen Loch, aus dem sie aus eigenen Stücken nicht herauskommen.Kein Wunder: Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft. Steuerberater, Psychiater, Yogalehrer, Experten und Sozialagenten suchen Kundschaft und reden den Menschen ein, dass es ohne sie nicht geht. So erklärt sich das weit verbreitete Verlangen nach Führerschaft.
In Andermatt will der ägyptische Hotelier und Millionär Samih Sawiri das verschlafene Dorf vom Fatalismus des Umfahrungsverkehrs befreien und es in ein Premium-Resort umbauen. Ein Ski-Paradies soll entstehen - Schnee vorausgesetzt. Sonst muss es im Sommer ein Golfplatz tun, wo einst die Kühe weideten und die Milch für den Käse lieferten, den Goethe so sehr gerühmt hat. Die gestiegenen Boden- und Liegenschaftspreise von Göschenen das Reusstal hinunter bis Amsteg und Altdorf und von Airolo die Leventina hinunter sind die ersten Vorboten des neuen Frühlings.
Den Menschen in Andermatt ist ein Erlöser erschienen. Der Investor ist der neue Messias - auch wenn er im Urserental das Land für die Wohlhabenden und Verwöhnten in Besitz nimmt, falls sie in der Lage sind, den Preis (das heisst die Preise) dafür zu bezahlen. Die Andermatter sind froh und dankbar, als Hotelportiers und Zimmermädchen einen Job zu finden, abgesehen von ein paar Nobel-Boutiquen, für die sich schon Interessenten gemeldet haben. (...)"
Der Autor: Aurel Schmidt war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt lebt heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel.
Bild: Aurel Schmidt, Quelle: onlinereports.ch
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