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Bild: Crans Montana
In Andermatt baut der ägyptische Investor und Milliardär Samih Sawiris ein mondänes Ferien-Resort mit Luxushotels, Villen und einem 18-Loch-Golfplatz. Segen oder Fluch für das Bergdorf im Herzen der Alpen?
Tala Bay, Jordanien
Realisiert 2005
Sawiris' erstes Resort ausserhalb von Ägypten
http://www.talabay.jo/
Die wichtigsten Punkte im Überblick _ Bau eines Hotels in den nächsten drei Jahren _ Gründung einer Bau- und Betriebsgesellschaft für das geplante Sportzentrum _ Gemeinde Andermatt wird 50-Prozent-Aktionärin der Bau- und Betriebsgesellschaft _ Gratis Schulschwimmen für das gesamte Urserental _ Unentgeltliche zur Verfügungsstellung eines 600 Quadratmeter grossen Feuerwehrlokals _ Kinderspielplatz auf dem Bellevue-Areal bleibt erhalten _ Dienstbarkeiten zugunsten des Betagten- und Pflegeheims Ursern sind berücksichtigt. Der Deal im Detail Wert des 20 000 Quadratmeter grossen Areals: 10 Millionen Franken. Auf dem Areal wird innerhalb von drei Jahren nach Vertragsunterzeichnung eine Hotelanlage erstellt, die mindestens fünf Jahre lang als Hotelbetrieb geführt werden soll. Neue Gesellschaft mit Sitz in Andermatt Samih Sawiris bezahlt nicht einfach den Gesamtbetrag für das Areal, sondern hat bei der Vertragsaushandlung laut Medien die Vorteile beider Seiten abgewogen. Resultat: Der gesamte Kaufbetrag besteht aus verschiedenen Tranchen. 3,4 Millionen Franken der Schulden bei der bisher verwaltenden Bank werden getilgt. 752 000 Franken zahlt die AADC der Gemeinde Andermatt direkt. Bei diesem Betrag handelt es sich um aufgewendete Hypothekarzinsen und bereits ausgewiesene Planungs- und Projektierungskosten für alte Projekte.
Die restlichen rund 5,7 Millionen Franken fliessen in eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Andermatt. Diese Gesellschaft kümmert sich in erster Linie um den Bau und Betrieb des geplanten Sportzentrums. Gemäss vorliegendem Kaufvertrag verpflichtet sich die AADC, ein Hallenschwimmbad sowie weitere Sportmöglichkeiten zu erstellen und zu betreiben. Gemeinde redet mit Die Gemeinde Andermatt wird mit 50 Prozent des Aktienkapitals an der neuen Gesellschaft beteiligt, muss aber für allfällige Betriebsdefizite und Kapitalerhöhungen nicht einstehen. Darüber hinaus erhält die Einwohnergemeinde Andermatt einen Sitz im Verwaltungsrat der zu gründenden Gesellschaft. Auf dem Bellevue-Areal wird ein Vorkaufsrecht und Kaufrecht errichtet. Das Kaufrecht kann ausgeübt werden, sofern innert fünf Jahren nach Anmeldung beim Grundbuchamt nicht mit dem Bau der Hotelanlage begonnen wird. Gratis Schulschwimmen Durch dieses Beteiligungsmodell erhält die Gemeinde die Möglichkeit, in Sachen Sportzentrum mitzureden. Was auch bereits geschehen ist: Unter anderem müssen unentgeltliche Schulschwimmstunden für das ganze Urserental bereitgestellt werden. Im Übrigen wird für die Feuerwehr der Gemeinde Andermatt zwischen der Anlage des Sportzentrums und des Bahnhofs ein 600 Quadratmeter grosses Lokal eingeplant. Dies wird unentgeltlich für den Zeitraum von 50 Jahren, Vertragsverlängerung möglich, zur Verfügung gestellt. Und der bestehende Kinderspielplatz auf dem Bellevue-Areal muss erhalten bleiben oder an einen anderen Ort verlegt werden. Auch werden entsprechende Dienstbarkeiten zugunsten des Betagten- und Pflegeheims Ursern berücksichtigt.
In der Woche vom 24. September 2007 soll der Vertrag für den Verkauf des Bellevue-Areals unterzeichnet werden. Käufer: Samih Sawiris. Wer sonst. Entstehen soll in dieser Andermatter Toplage das prunkvollste der Hotels im geplanten Ferienresort. Wie der Gemeindepräsident von Andermatt, Karl Poletti, in einem Interview dem Urner Wochenblatt sagte, wurden die Verhandlungen sehr intensiv geführt. Und auf die Frage, ob die Gemeinde nun reich werde, erwiderte er lachend: «Nein, so ist es nicht. Die Gemeinde wird nicht reich. Wir haben aber im Vertrag sehr viele Leistungen ausgehandelt, die der Gemeinde auf Jahre hinaus zugute kommen.» Feuerwehrlokal und gratis Schulschwimmen Nachhaltige Wirkung und Wertschöpfung sind also gefragt. Auf die Frage nach den ausgehandelten Leistungen führte Poletti zwei Punkte «die uns wichtig waren» an:
Mehr will er noch nicht preisgeben. Zu hoffen bleibt, dass dieser «für die Einwohnergemeinde sehr gute Vertrag» letztlich mehr Fleisch am Knochen haben wird, als die unentgeltliche Nutzung eines Feuerwehrlokals und kostenloser Schulbadespass.